Will Wissen teilen: Prof. Dr. Eric Haaksma, Boehringer Ingelheim

« Meine Mission: Wissen besser nutzen und früher teilen. »

Prof. Dr. Eric Haaksma


Nachgefragt ...

Welcher Weg hat Sie in Ihr Forschungsfeld geführt? Gab es einen speziellen Moment, in dem diese Entscheidung gefällt wurde?

Während meines Studiums der pharmazeutischen Chemie wurde mir klar, dass man die zugrunde liegende Biologie verstehen muss, um Krankheiten effektiv behandeln zu können. Für mich war das Grund genug, nicht in die Medizin zu wechseln, sondern in der Forschung zu bleiben. Die theoretische Chemie ermöglicht es, die molekularen Prozesse besser zu beschreiben und Arzneimittel gezielter zu entwickeln. Nachdem ich bei Boehringer Ingelheim zunächst im Bereich der Struktur- und Wirkungsbeziehung - der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Molekülstruktur und der biologischen Wirkung geforscht hatte, habe ich dann den Bereich Strukturforschung und Molekülmodellierung im Unternehmen mit aufgebaut und leitete anschließend die onkologische Forschung. Heute leite ich das größte Forschungslabor des Unternehmens und bin für die New Chemical Entities, also neue chemische Wirkstoffe verantwortlich.

Was wird durch Ihre Arbeit als Forscher besser?

Ich arbeite gemeinsam mit zahlreichen Kollegen auf der ganzen Welt daran, innovative Medikamente für Krankheiten zu entwickeln, für die es heute noch keine adäquate Behandlung gibt.

Welches ist der größte Durchbruch, den Sie bislang (mit)erreicht haben?

Dass es heute für kardiovaskuläre Erkrankungen viele effektive Medikamente gibt - ich denke da zum Beispiel an innovative Gerinnungshemmer bei der Schlaganfallprophylaxe - ist ein Teil meiner Arbeit, auf den ich sehr stolz bin. Auch der Aufbau der Forschungsabteilung Onkologie und die daraus resultierenden Medikamente gegen Krebserkrankungen sind ein wichtiger Teil meines Lebenswerks. Im Management entwickele ich zwar nicht eigenhändig ein einzelnes Molekül, sorge aber dafür, dass meine Mitarbeiter optimale Forschungsergebnisse liefern können und schneller dringend benötigte neue Wirkstoffe für Patienten entwickeln können.

Gab es auch Rückschläge in Ihrer Karriere? Wie haben Sie sich trotzdem weiter motiviert?

Ich habe im Laufe meines Berufslebens erkannt, dass die Biologie immer noch viel komplexer ist als man am Anfang eines Projektes glaubt. Obwohl wir immer mehr wissen, immer mehr verstehen und immer besser beschreiben können, ist der Weg zu jedem neuen Produkt lang und komplex. Immer wieder gibt es neue Hürden, die es zu überwinden gilt. Manchmal macht das müde. Aber das Positive ist, dass man jeden Tag Neues lernt. Nach jedem scheinbaren Scheitern weiß man etwas mehr und findet oft neue Wege, die dann doch zum Erfolg führen.

Was wollen Sie in Ihrem Forscherleben erreichen?

Seien wir realistisch: Es wird immer wieder neue Krankheiten geben. Wir werden bestehende besiegen, aber dafür werden neue Krankheiten auftreten. Meine Vision ist es, dass wir in Zukunft unser Wissen besser nutzen und früher teilen, damit die Entwicklung neuer Medikamente schneller und präziser wird. Damit künftig noch viel mehr Patienten geholfen werden kann.



Prof. Dr. Eric Haaksma, Head Research Site Germany, Boehringer Ingelheim.
Eric Haaksma ist überzeugt: Nur wenn neue Erkenntnisse frühzeitig vielen Forschern zugänglich gemacht werden, können in Zukunft neue Medikamente für Krankheiten entwickelt werden, die heute noch nicht behandelbar sind. Zu diesem Zweck hat der Leiter des größten Forschungsstandortes des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim die Plattform opnme.com ins Leben gerufen. Eine wachsende Zahl wissenschaftlich interessanter Moleküle steht der biologischen Forschercommunity im Rahmen eines Crowdsourcing-Modells zur Verfügung - lediglich unter der Bedingung, das Unternehmen bei Veröffentlichung zu nennen oder die eigenen Forschungsansätze in eine Zusammenarbeit mit Boehringer Ingelheim einzubringen. Die Anwendungsgebiete reichen von kardiometabolischen Krankheiten über Atemwegserkrankungen bis zur Onkologie und Immunologie. Der Zuspruch war riesig, in kurzer Zeit gingen 350 Bestellungen für Moleküle und eine Vielzahl von Projektideen und Kooperationen mit Forschern ein.

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